Kaum fertig und meinem Verein übergeben, erhielt dieser die Einladung zur Primiz von Josef Antesberger. Nun war Eile geboten, da ich ohne Weihe an diesem Kirchenzug natürlich nicht teilnehmen durfte. Daher erfolgte während des Gottesdienstes an einem Sonntag meine „Not-Weihe“.

Anlässlich meiner eigentlichen Weihe am 07.07.1957 bekam ich fünf Fahnenbänder überreicht. Das erste Fahnenband erhielt ich von meiner Fahnenmutter Elisabeth Keim. Das zweite Band nahm ich von unseren Ehrendamen vom Patenverein Hubertusschützen Sailerwöhr aus Passau entgegen, ein weiteres ich vom Krieger- und Veteranenverein Neuburg. Vom Schützengau Passau Stadt und Land erhielt ich das vierte Band, und das Fünfte war das Trauerband im Gedenken an die verstorbenen Mitglieder des Vereins. Endlich war ich eine vollwertige Fahne und durfte an allen Feierlichleiten meiner Schützen teilnehmen. Es war die erste Nachkriegsfahnenweihe in unserer Gemeinde. Eine kleine Feier, bei schönem. recht heißem Wetter.

Mein erster Fahnenjunker, Franz Hufnagel, war sehr stolz auf mich und schwang mich voller Begeisterung durch die Luft. Meine Fahnenspitze glänzte im Sonnenlicht wie Gold. Sie sieht aus wie eine Flamme – in der Mitte zwei gekreuzte Gewehre, eine Schützenscheibe, auf der ein Hut mit einer Feder sitzt..

Mein erster großer Auftritt vor Tausenden von Menschen war dann der Oktoberfestumzug 1957 in München. Diesem Auftritt folgten noch zwei weitere. Etwas bescheidener, aber nicht weniger traditionell sind bis auf den heutigen Tag unsere Maidultumzüge in Passau. Besonders stolz war ich, als meine Schützenschwestern und –brüder beim Maidultumzug 1997 ihre neuen Uniformen mit den silbernen Knöpfen und die dazu passenden Schirme präsentierten ganz zu schweigen von meiner feschen Fahnenbegleitung Stefanie Kößl und Elisabeth Zischka.

Gerne begleite ich meinen Verein auch in die Kirche, die feierlichen Rituale beim Gottesdienst haben es mir angetan. Ein ganz besonderer Augenblick ist für mich, wenn ich mich bei der Wandlung vor Gott verbeuge. In späteren Jahren war ich auch bei anderen Fahnenweihen dabei, so z.B. beim 35-jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe unseres zweiten Patenvereins Feuerschützen Zipf am 20.07.1986. Alle anwesenden Fahnen verneigten sich und begrüßten die neue geweihte Fahne. Zwei jährliche Bestandteile unseres Vereinslebens sollten nicht unerwähnt bleiben: Die romantische Fußwallfahrt am Inn entlang zur Mutter Gottes am Sand in Vornbach, sowie die Fronleichnamsprozession in Dommelstadl mit dem anschließenden Schützenfest.

Aber wo Freud ist, ist auch Leid. So musste ich mich auch des Öfteren vor einem Grab verneigen und Abschied nehmen, wie z.B. von unseren Schützenbrüdern Erich Keim oder unserem „Heinerl“ Zischka.

Ein Schützenjahr ist lang und oft komme ich monatelang nicht aus meinem gläsernen Fahnenschrank heraus. Doch wenn mich mein Fahnenjunker holt, dann weiß ich, ich werde wieder gebraucht! Großveranstaltungen sind meine Welt, wie z.B. die Fahnenweihe des Bayerischen Sportschützenbundes am 16.04.67 in der Nibelungenhalle Passau oder der Schützentag 1977 in Altötting. Auch unser 100-jähriges Gründungsjubiläum im Juli 1981 war ein Highlight. 17 Vereine kamen, um mit uns zu feiern! Zu diesem Anlass erhielt ich auch jeweils das zweite Band meiner Fahnenmutter Elisabeth Keim und unseres Patenvereins Hubertusschützen Sailerwöhr.

So kamen im Laufe der Jahre ca. 18 Fahnenbänder zusammen. Auch das benachbarte Österreich besuchten wir, so auch bei der Patenschaftsfeier der Gemeinden Neuburg und Wernstein 2003 und bei der Gemeindepräsentation am Schärdinger Stadtplatz am 12.06.2005. Freundschaften wurden geschlossen, heren´t und dren´t des Inns.

Es gab Jahre, in denen eine Veranstaltung die andere jagte, und es gab Jahre, in denen nicht so viel geboten war. Aber immer, wenn Schützen zusammen kamen, ließ man sich nicht lumpen und bereitete seinen Gästen ein unvergessliches Fest. Gegenbesuche waren angesagt und der Schießsport kam auch nicht zu kurz. So denke ich noch gerne an das 80-jährige Gründungsfest mit Bänderweihe in Buch am Inn am 08.06.86. Es wurde uns eine Ehrendame zur Seite gestellt, die uns den ganzen Tag hindurch begleitete und mit uns feierte.

So könnte ich noch lange weiter erzählen... seid bitte nicht traurig, wenn nicht alles und alle erwähnt wurden. Ich bedanke mich bei meinen Vereinskameraden für die letzten 51 Jahre, die wir zusammen durch dick und dünn gegangen sind! Lasst uns auch das 125 jährige Gründungsfest unseres Vereins gemeinsam feiern und unsere Gäste auf das herzlichste willkommen heißen!

Eure stolze Vereinsfahne mit ihren Bändern

PS: Meine Fahnenmutter Elisabeth Keim wurde im letzten Jahr (2005) zur Ehrenfahnenmutter ernannt. Auch ihr möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen! Zum 125. Gründungsfest bekomme ich also eine neue Fahnenmutter, die Regina Zieringer. Ich freue mich auf die Zeit mit ihr und wünsche ihr alles Gute für die Zukunft in meinem/unserem Verein!